Ankerland stärkt seine Strukturen
Ankerland hat in den vergangenen Jahren ein starkes Wachstum erlebt. Um auch in Zukunft handlungsfähig zu bleiben und unsere Arbeit für traumatisierte Kinder zu sichern, haben wir unsere Struktur weiterentwickelt. Im folgenden Text erfahren Sie, woher wir kommen, warum wir uns verändert haben und wie Ankerland heute aufgestellt ist.
Ankerland wurde vor über 15 Jahren gegründet, um schwer traumatisierten Kindern und Jugendlichen in Hamburg einen sicheren Ort für spezialisierte Therapie zu geben. Aus einer Idee wurde ein Verein, aus dem Verein ein Therapiezentrum und aus dem Therapiezentrum in den vergangenen Jahren eine wachsende, hochspezialisierte Organisation mit inzwischen 20 Mitarbeitenden, steigenden Fallzahlen und einem wachsenden therapeutischen Angebot.
Bis 2025 war der Ankerland e. V. Gesellschafter der Ankerland Trauma-Therapiezentrum gGmbH.
Die Geschäftsführung lag (und liegt) bei
- Dr. Andreas Krüger (ärztlich)
- Antonio Cotardo (kaufmännisch)
Der ehrenamtliche Vereinsvorstand trug formal die volle Verantwortung für die gGmbH und damit für ein komplexes Unternehmen mit hohen fachlichen, rechtlichen und finanziellen Anforderungen. Mit zunehmendem Wachstum wurde deutlich: Diese Struktur war für die Zukunft weder zeitlich noch inhaltlich dauerhaft tragfähig.
Der damalige Vorstand schlug deshalb 2023 vor, die Gesellschafterrolle an die beiden Geschäftsführer zu übertragen. Ziel war es, Entscheidungswege zu verkürzen, Reibungsverluste zu vermeiden und die Steuerung des Unternehmens in die Hände derjenigen zu legen, die tagtäglich die Verantwortung tragen. Zugleich bleibt der e. V. bestehen und richtet seine Arbeit weiterhin ausschließlich auf die Unterstützung von Ankerland aus.
Damit ist für Unterstützende klar, dass Spenden an den e. V. weiterhin nur der Arbeit von Ankerland zugutekommen.
Nach einem über einjährigen, von Jurist:innen und Steuerexpert:innen begleiteten Prozess, in dem auch Mitarbeitende und Mitglieder einbezogen wurden – unter anderem durch eine Zukunftskonferenz – stimmte die Mitgliederversammlung im Mai 2024 mit großer Mehrheit für die neue Struktur.
Am 12. Mai 2025 ging die Gesellschafterrolle offiziell an die beiden Geschäftsführer über.
Für die Gemeinnützigkeit ändert sich dadurch nichts
Gewinne dürfen weiterhin nicht ausgeschüttet werden, Gesellschaftsanteile können zwar verkauft, aber nur zum Nennwert veräußert werden. Die Gehälter der Geschäftsführung werden regelmäßig durch ein unabhängiges Gehaltsgutachten überprüft. Die gesetzlichen Anforderungen bleiben hoch.
Ankerland hat sich im Jahr 2025 ebenfalls der Initiative Transparente Zivilgesellschaft angeschlossen, um unseren Fördernden und Partner:innen größtmögliche Klarheit über unsere Ziele, Strukturen und Finanzen zu geben.
Mit der neuen Struktur kann Ankerland schneller und agiler auf fachliche, organisatorische und finanzielle Herausforderungen reagieren, ohne die Qualität und Kontinuität der therapeutischen Arbeit zu gefährden. Sie sichert die Handlungsfähigkeit, stärkt die Attraktivität als Arbeitgeber und schafft eine klare Grundlage für nachhaltige Weiterentwicklung.
Was bleibt, ist unser Auftrag:
Kindern und Jugendlichen, die Schlimmstes erlebt haben, bestmögliche therapeutische Versorgung zu ermöglichen, einen sicheren Ort zu bieten und neue Perspektiven zu geben.
Die strukturelle Veränderung wirft naturgemäß viele Fragen auf
Gemeinsam mit unserem langjährigen juristischen Berater, dem Fachanwalt für Steuerrecht mit dem Schwerpunkt Gemeinnützigkeitsrecht Thomas Krüger (nicht verwandt mit Dr. Andreas Krüger), beantworten wir hier die wichtigsten Fragen zur neuen Struktur von Ankerland und deren rechtlichen Hintergründen.
Thomas Krüger ist bei Schomerus & Partner in Hamburg seit vielen Jahren in der Beratung gemeinnütziger Organisationen tätig. Er begleitet Ankerland seit geraumer Zeit als juristischer Berater und kennt die Strukturen, Herausforderungen und rechtlichen Rahmenbedingungen unseres Projekts sehr genau.
Im folgenden Interview beantwortet Rechtsanwalt Thomas Krüger zentrale Fragen zur strukturellen Veränderung und deren rechtlichen Auswirkungen.
Fragen und Antworten
Warum wurde die Struktur geändert?
Die Initiative ging vom damaligen ehrenamtlichen Vorstand aus. Dieser erkannte, dass die bisherige Konstruktion – der Verein als alleiniger Gesellschafter der gGmbH – angesichts des Wachstums von Ankerland und der steigenden Komplexität unternehmerischer Entscheidungen nicht mehr dauerhaft tragfähig war. Die ehrenamtlich tätigen Vorstände konnten den erheblichen zeitlichen und fachlichen Aufwand nicht mehr leisten. Durch die Übertragung der Gesellschafterrolle auf die beiden Geschäftsführer wurden Entscheidungswege gestrafft und die Handlungsfähigkeit des Unternehmens gesichert.
Bleibt Ankerland trotz der Änderung gemeinnützig?
Ja. Die gGmbH bleibt uneingeschränkt gemeinnützig, der Verein ebenso. Gewinne dürfen nicht ausgeschüttet werden. Auch verdeckte Gewinnausschüttungen – beispielsweise in Form überhöhter Vergütungen – sind unzulässig. Das Finanzamt prüft diese Vorgaben regelmäßig und mit hoher Genauigkeit. Die Gemeinnützigkeit ist die Grundlage der Arbeit bei Ankerland.
Können die Anteile verkauft werden?
Grundsätzlich ja – eine Veräußerung der Anteile ist rechtlich möglich. Allerdings dürfen die Anteile nur zum Nennwert veräußert werden. Ein Verkauf mit Gewinn, wie er bei einer gewöhnlichen GmbH denkbar wäre, ist bei gemeinnützigen Gesellschaften ausgeschlossen. Diese Beschränkung ist gesetzlich festgeschrieben und wird durch die Finanzverwaltung überwacht.
Gibt es künftig weniger Kontrolle?
Nein. Die gGmbH unterliegt weiterhin einer engen gesetzlichen Kontrolle, insbesondere durch das Finanzamt im Rahmen der Gemeinnützigkeitsprüfung. Hinzu kommen interne Maßnahmen wie die regelmäßige Prüfung der Geschäftsführergehälter durch ein unabhängiges Gehaltsgutachten. Außerdem veröffentlicht Ankerland wie bisher die Jahresabschlüsse beider Organisationen und informiert Unterstützende transparent über wesentliche Entwicklungen.
Was passiert mit dem Verein?
Der Verein bleibt bestehen und richtet seine Arbeit ausschließlich darauf aus, die Tätigkeit der gGmbH zu unterstützen. Damit ist sichergestellt, dass Zuwendungen an den Verein auch weiterhin unmittelbar der Arbeit von Ankerland zugutekommen.
Gab es Vorbehalte von Förder:innen oder Spender:innen?
Nein. In den Gesprächen mit bestehenden Fördernden wurde die strukturelle Veränderung überwiegend als positiver Schritt gewertet. Die klarere Führungsstruktur und die höhere Effizienz in den Entscheidungswegen werden als Stärkung der Handlungsfähigkeit wahrgenommen. Vergleichbare Strukturen sind bei anderen gemeinnützigen Trägern seit Jahren erfolgreich im Einsatz.
Welche Vorteile bringt die neue Struktur?
Die neue Struktur ermöglicht schnellere Entscheidungen, geringere Reibungsverluste und eine höhere strategische Flexibilität. Gleichzeitig bleiben die hohen Anforderungen an die Gemeinnützigkeit bestehen. Damit können wir sowohl die Qualität der therapeutischen Arbeit als auch die wirtschaftliche Stabilität langfristig sichern.
Warum trägt Ankerland künftig den Namenszusatz „Stiftung“, obwohl es sich rechtlich um eine gGmbH handelt?
Der Namenszusatz „Stiftung“ ändert nichts an der Rechtsform, Ankerland bleibt eine gemeinnützige GmbH.
Ziel ist es, die inhaltliche Rolle von Ankerland nach außen deutlicher zu machen: eine auf Dauer angelegte, gemeinnützige Institution mit klarem Zweck und hoher Verantwortung gegenüber ihren Fördernden. Hierin ist die Gesellschaft strukturell einer Stiftung ähnlich. In einem solchen Fall dürfen gemeinnützige GmbH den Zusatz „Stiftung“ in ihrem Namen tragen.
Diese Praxis ist im gemeinnützigen Sektor nicht unüblich – bekannte Beispiele wie die Robert Bosch Stiftung sind ebenfalls gGmbHs. Der Begriff „Stiftung“ signalisiert im gemeinnützigen Bereich langfristige Verlässlichkeit, Unabhängigkeit und eine zweckgebundene Mittelverwendung. Eigenschaften, die wir seit Jahren leben und künftig deutlicher sichtbar machen wollen. Der Schritt ist kein Marketing-Trick, sondern Ausdruck eines Selbstverständnisses: Ankerland steht für langfristige, stabile und transparente Arbeit zum Wohl traumatisierter Kinder und Jugendlicher und erfüllt unverändert alle hohen gesetzlichen Anforderungen an Gemeinnützigkeit, Transparenz und Mittelverwendung.